Die Kniescheibe ist das größte Sesambein des menschlichen Körpers. Sie ist in den vorderen Oberschenkelmuskel (Quadriceps) integriert und dient als Umlenkpunkt für Beugung und Streckung. Ihr rückwärtiger Knorpelbelag muss hohen Druckbelastungen standhalten und ist insofern anfällig für Verschleiß und Verletzungen. Den seitlich gelegenen Patellabändern, den sogenannten Retinakula, kommt wesentliche stabilisierende Bedeutung zu. Die Gleitrinne (Trochlea), in die die Patella beim Bewegungsablauf eintaucht, sichert knöchern.
Abb. 1 + 2: Patella-Instabilität mit MPFL-Riss (MRT-Aufnahmen) / Abb. 3: Patella mit Normalbefund
Instabilität der Kniescheibe kann in Form einer sog. Hyperlaxität der Patella angeboren sein. Dabei sind die stabilisierenden Bänder überelastisch und verlängert, häufig die Rinne, in der die Patella gleitet, abgeflacht und nicht als Mulde ausgebildet. Eine Innenrotation des Oberschenkels und ein X-Bein können weitere Faktoren sein, die bei Bagatellanlässen zu einer Ausrenkung (Luxation) der Kniescheibe nach außen führen können. Nach erheblichem Schmerz kann die Patella spontan wieder in Ihr Gleitlager einstellen (reponieren). Die häufige Wiederholung solcher Ereignisse verstärkt die Unsicherheit und überdehnt die Bänder weiter, langfristig können chronische Knorpelschäden die Folge sein.
Bei der unfallbedingten Luxation bedarf es einer nachhaltigen direkten Krafteinwirkung auf die Kniescheibe nach außen oder eines massiven Drehrotationstraumes des Kniegelenkes. Die Kniescheibe springt aus der Gleitrolle. Dabei kann nicht selten Knorpel an Patella und Trochlea ausgesprengt werden, die innenseitigen Haltebänder (Retinakula, mediales patellofemorales Band – MPFL) reißen und die verkeilte Kniescheibe kann nur unter Schmerzmitteln oder kurzer Betäubung reponiert werden.
In beiden Fällen sind bei Ausrenkungswiederholungen operative Stabilisierungsverfahren notwendig. Diese verfolgen heute vorrangig die (plastische) anatomische Rekonstruktion der zerstörten Strukturen.
Können die gerissenen Strukturen nicht direkt vernäht werden, dient eine knienahe, eigene Sehne, die Gracilissehne (s. auch Vordere Kreuzbandplastik) zur Rekonstruktion des MPFL.
MPFL-Plastik (Arthrex©)
Sollte der Außendrift der Kniescheibe durch eine knöcherne Fehlstellung von Kniescheibe im Verhältnis zum Unterschenkel verstärkt sein, kann eine Kombination des Weichteileingriffes mit einem operativen, knöchernen Versatz der sog. Schienbeinrauhigkeit (Medialisierung der Tuberositas tibia) notwendig werden.
Abb. 1 + 2: Anteromedialisierung Tub.tib. (Arthrex©) / Abb. 3: Röntgenaufnahme: nach Tub.tib
Der stationäre Aufenthalt liegt im Durschnitt bei 4 Tagen. Eine Vollbelastung in Kniestreckung ist sofort nach OP möglich. Zirka 6 Wochen besteht eine Bewegungseinschränkung, aufgrund einer Orthese. Die Beweglichkeit wird alle 2 Wochen krankengymnastisch gesteigert. Die Sportfähigkeit ist in der Regel nach 4 Monaten wieder hergestellt. Nach ca. 10-12 Monaten erfolgt die Entfernung der Schrauben.