Das sogenannte Schultereckgelenk (Acromio-claviculäres Gelenk, kurz AC-Gelenk) ist eine gelenkige Verbindung zwischen dem Schulterdach (Acromion) und dem Schlüsselbein (Clavicula) seitlich des Schulterhauptgelenkes, welches für die Gesamtbeweglichkeit des Schultergürtels eine wichtige, vornehmlich stabilisierende Funktion erfüllt. Die Hauptursache für Verletzungen stellen Stürze auf die Schulter bei angelegtem Arm dar, wodurch wichtige Bandstrukturen zerreißen können, das AC-Gelenk „gesprengt“ wird und seine Kontinuität verliert. Klinisch verursacht diese Verletzung neben starken Schmerzen unmittelbar eine Schwellung, welche durch einen Hochstand des Schlüsselbeines bedingt ist.
Die Diagnose wird meistens anhand der eindeutigen Klinik mit Hochstand des Schlüsselbeines gestellt. Ein Röntgenbild dient dem Ausschluß eines Bruches (Fraktur), eine Belastungsaufnahme (sogenannte Wasserträgeraufnahme) zeigt das vollständige Ausmaß der Bandverletzung an. Die Schwere der Bandverletzung wird nach Rockwood in die Typen I bis VI eingeteilt.
Niedriggradige Bandverletzungen haben die Möglichkeit einer stabilen Vernarbung. Hierbei erfolgt nach kurzzeitiger Ruhigstellung in einer Armschlinge eine krankengymnastische Behandlung bis die Funktion des Schultergürtels wiederhergestellt ist. Alle höhergradigen Verletzungen, bei denen eine Instabilität in zwei Ebenen vorliegt (d.h. horizontale und vertikale Verschieblichkeit), können nicht von alleine ausheilen und bedeuten eine erhebliche Einschränkung der Funktion des Schultergürtels. Mitunter können auch zusätzlich Verletzungen des Schulterhauptgelenkes vorliegen. Therapie der Wahl ist die operative Stabilisierung des „gesprengten“ AC-Gelenkes. Dieses erfolgt bei akuten Verletzungen überwiegend in einer minimalinvasiven Technik, bei welcher über kleine Hautschnitte das instabile Gelenk mittels kleiner Metallplättchen, welche mit einem Halteband verbunden sind (Tight Rope-System), wieder in die anatomische Position zurückgeführt und restabilisiert wird. Dadurch werden die zerrissenen Bandstümpfe wieder einander angenähert und können zur Ausheilung gebracht werden. Begleitverletzungen werden im Rahmen einer begleitenden Gelenkspiegelung (Arthroskopie) therapiert. Wenn eine chronische Instabilität vorliegen sollte (über 3 Wochen alt), muss im Rahmen der Restabilisierung häufig ein größerer Schnitt durchgeführt und die Bandstümpfe durch ein Sehnentransplantat ersetzt werden.
Abb.1: Hochstand AC-Gelenk / Abb.2: Implantat (Tight Rope) / Abb.3: Röntgen postoperativ
Die Dauer der Operation beträgt etwa 60-90 Minuten. In der Nachbehandlung wird der betroffene Arm für 6-8 Wochen in einem sogenanntem Schulterkissen gelagert, wobei jedoch früh postoperativ mit krankengymnastischer Therapie begleitend begonnen wird. Anschließend wird das Schulterkissen weggelassen und das Bewegungsausmaß der Schulter schrittweise erweitert, so das nach 12 Wochen postoperativ die Schulterfunktion weitestgehend wieder hergestellt ist.
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